Die hier als Kurzfassung vorgestellte Zunftgeschichte wurde aus der im Rahmen der Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft als Band 7 im Jahre 1979 erschienen Monographie „Großhammerzunft Feldkirch- ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte Feldkirchs“ entnommen.
I. Geschichte des Zunftwesens in Feldkirch 1479-1973
1. Das Handwerk in der Stadt Feldkirch bis zur Einführung der Zünfte
Die Gründung der Stadt Feldkirch erfolgte um 1190 unter dem Grafen Hugo I. von Montfort. Schon im Jahre 1229 soll Feldkirch eine Maß-, Gewichts- und Marktordnung erhalten haben. Im ältesten Steuerbuch und Einwohnerverzeichnis, Mistrodel genannt (14.Jhdt.), sind Gewerbetreibende wie Schmiede, Metzger, Schneider, Schuhmacher, Sattler und als Waffenerzeuger Armbruster genannt. Die Handwerker hatten sich an verschiedene, im Stadtrecht festgelegte Verordnungen zu halten. Beispielsweise durften die Metzger nicht über den Schätzpreis verkaufen bzw. musste minderwertiges Fleisch ausgesondert werden. Strenge Vorschriften gab es in Bezug auf die Feuersicherheit. Feuerstellen, bei Schmieden, Schlossern oder Bäckern mussten abends gelöscht sein. Auch die Rohstofflieferungen waren geregelt und wurden von der Obrigkeit überwacht.
2. Das zünftige Handwerk der Stadt Feldkirch bis zum Jahr 1859
Nach dem Tod des letzten Montforters, Graf Rudolf V:, ging die Herrschaft Feldkirch, bestehend aus der Stadt und dem heutigen Bezirk Feldkirch, dem Rheindelta und dem hinteren Bregenzerwald, an das Haus Habsburg über. Feldkirch wurde durch habsburgische Vögte regiert. Von Zünften und Zunftmeistern hört man erstmals während der sog. Appenzellerkriege(1406). Während weniger Jahre war Vorarlberg und Appenzell im sog. Bund ob dem See politisch vereinigt, die Adelsmacht scheinbar gebrochen. Nach der militärischen Niederlage des Bundes und seiner Auflösung verschwinden auch die Zünfte wieder. Eine erste Organisation des Handwerks erfolgte dann erst wieder 1477 in Form einer Bruderschaft. Die Schneider schlossen sich in einer religiös ausgerichteten Bruderschaft zusammen, in denen für das Seelenheil der verstorbenen Mitglieder gebetet und Seelenmessen gelesen wurden. Auch die Großhammerzunft hat vermutlich ihren Ursprung in einer 1479 gegründeten Bruderschaft. 1521 werden im Urbarbuch des Heilig-Geist-Spitals Bruderschaften der Schneider, Schuhmacher, Metzger, Schmiede, Bäcker, Krämer, Seiler, Binder und Büchsenschnitzer aufgezählt. Neben dem städtischen Handwerk organisierten sich seit dem dreißigjährigen Krieg auch die Gewerbetreibenden in den ländlichen Regionen um Feldkirch zu Bruderschaften und Zünften. Städtisches und ländliches Handwerk konkurrenzierten sich gegenseitig und hatten nicht immer ein gutes Verhältnis. In der kleinen Stadt Feldkirch gab es 15 Zünfte: Großhammerzunft, Schuster, Schreiner, Maurer und Zimmerleute, Schneider, Bäcker, Schönfärber, Hutmacher, Gerber, Metzger, Kürschner- und Wachszieher, Küfer- und Bierbrauer, Seiler, Nagelschmiede, Sattler. Heute erinnern nur noch die im Zunftlokal befindlichen Zunftzeichen an diese alten Zünfte. Der fürstliche Absolutismus mit seiner Bürokratie bevormundete die Zünfte sehr stark. Die in Feldkirch ansässigen Behörden mischten sich sehr stark in das Handwerker- bzw. das Zunftleben ein. Aber auch technische Erfindungen verwandelten die Arbeit in den zünftigen Handwerksbetrieben. Der im 19. Jahrhundert an die Macht gekommene Liberalismus konnte mit den Zünften, die im Gegensatz zu seinen wirtschaftspolitischen Anschauungen stand, nichts mehr anfangen und gab 1859 mit der Einführung der Gewerbefreiheit den Zünften den Todesstoß.. Ein du
3. Zunftwesen in der Stadt Feldkirch vom Jahre 1860 bis 1973
Jeder, der über das notwendige Kapital verfügte, konnte nun einen Gewerbebetrieb eröffnen. Lediglich Gewerbe, die mit Dampfmaschinen, Feuerstätten oder Wasserkraft betrieben wurden, oder gesundheitsschädlichen Einflüssen ausgesetzt waren, benötigten eine behördliche Genehmigung. In der Gewerbeordnung 1859 wurde zwar die Gründung von Gewerbegenossenschaften als Zusammenschluss von Handwerkern vorgeschrieben, doch kamen sie in Vorarlberg nicht zustande. Erst mit der Gewerbenovelle 1884 wurden in allen Landesteilen Vorarlbergs durch die Behörden diese Gewerbegenossenschaften, in denen alle Gewerbetreibenden inkorporiert sein mussten, gegründet. In Feldkirch wurde die altehrwürdige Großhammerzunft in der rechtlichen Form einer Gewerbegenossenschaft neues Leben eingehaucht. In ihr waren die Berufszweige der Schlosser, Schmiede, Kupferschmiede, Messerschmiede, Flaschner, Wagner, Hafner, Buchbinder, Metzger, Küfer, Uhrenmacher etc. vertreten. Die Statuten wurden 1884 von der Statthalterei in Innsbruck, der obersten Verwaltungsbehörde für Tirol und Vorarlberg, genehmigt. Im Jahre 1888 gab es in Feldkirch fünf Genossenschaften ( Handelsleute- Wirte, Bäcker, Großhammerzunft, Schneider, Sticker, Schuster, Gerber, Sattler). In den Jahren 1934-38 erlahmte das Zunftleben. Lediglich 10-15 Mitglieder erschienen zum Zunfttag. Während des II. Weltkrieges gab es überhaupt keine Zunfttage mehr, da alle privaten Vereine durch das NS-Regime aufgelöst worden waren. Nach dem II. Weltkrieg brachte das Handelskammergesetz vom 27. Juli 1946 neue Organisationsformen für die gewerbliche Wirtschaft. Das Gewerbe wurde fachlich durch Innungen organisiert in der Vorarlberger Handelskammer zusammengefasst. 1967 wurde wieder der alte Brauch aufgegriffen die Meister in einem Meisterbuch
II. Der Verein „Großhammerzunft Feldkirch“ (1977-dato)
Nachdem sich die zünftische Wirtschaftsordnung 1859 zerschlagen hatte und die Zunftorganisationen in den Jahren um 1930 aufgelöst hatten, gab es nur mehr ein schwaches Zunftleben. Nach dem II. Weltkrieg kam es jedoch zu einer Reaktivierung des Zunftwesens. Unter dem Titel Großhammerzunft schlossen sich die verschiedenen Handwerker zusammen und seit der Gründungsversammlung am 14. September 1977 gibt es wieder einen Zunftverein in Feldkirch. Zum ersten Zunftmeister wurde Rudolf Köb gewählt. Zweck des Vereins soll laut § 2 der Vereinsstatuten die Pflege des Gemeingeistes und des Traditionsbewusstseins sowie die Förderung der gemeinsamen gewerblichen Interessen sein. Im Verein, dessen Tätigkeit unpolitisch und nicht auf Gewinn orientiert ist, gibt es ordentliche, einverleibte oder unterstützende Mitglieder. Unter dem Titel Pflege des Gemeingeistes bzw. des Traditionsbewusstsein wurden gerade in den letzten 25 Jahren verschiedene Maßnahmen und Aktivitäten durchgeführt. Zum Beispiel Ausbau des Zunftlokals im Wasserturm, Renovierung einer Lokomotive auf einem Kinderspielplatz, Bau eines Zunftbrunnens samt Vorplatz sowie diverse Firmenbesichtigungen und Ausflüge. Hervorzuheben ist besonders die enge Partnerschaft mit der Zunft in Waldshut. Ein weiterer Punkt der Tradition ist das Verwahren, Instandhalten bzw. das Sammeln von diversen wertvollem historischem Material zur Geschichte des Zunftwesens wie Zunftzeichen, Zunftsiegel etc. zusammenzufassen. Diese Sammeltätigkeit erfolgt mit Unterstützung und Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv.